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19.01.2016

Flüchtlingskrise – Bischof Hanke fordert Besinnung auf geistliche Wurzeln

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat zu einer Rückbesinnung auf die christlichen Wurzeln der Gesellschaft in Deutschland aufgerufen, um die Herausforderungen des Flüchtlingszuzugs zu bewältigen. "Ohne diesen Rückbezug auf unsere Wurzeln, auf unsere Geschichte, auf unsere Traditionen und Werte wird unsere Identität in Deutschland und Europa schwach ausgeprägt bleiben", betonte der Bischof in seinem Grußwort.

Bischof Hanke bezog unter anderem Stellung zur Silvesternacht in Köln, in der Frauen offenbar auch von Flüchtlingen attackiert wurden. Die Vorkommnisse seien nicht hinnehmbar und entsetzlich, stellte Hanke klar. Anschließend warf er mehrere Fragen auf: "Warum jetzt diese aufgeregte Berichterstattung? Haben sich die Flüchtlinge im ganzen Land plötzlich in ihrem Verhalten verändert? Oder beginnen wir uns zu verändern? Gilt ‚Willkommen‘ nicht mehr?" Der Bischof räumte ein, dass auch er keine schnellen Antworten geben könne, betonte jedoch: "Menschen in Not muss geholfen werden. Das galt vor fünf oder vor drei Monaten und das soll auch heute und morgen gelten."

Die Frage nach dem "Wie" sei sachlich und nüchtern anzugehen. "Wenn wir nicht Getriebene veröffentlichter Meinungen, Getriebene des pragmatisch gerade Machbaren, Getriebene unserer eigenen Emotionen – sowohl der positiven wie der negativen – und unserer Ängste seien wollen, braucht es unter anderem eine Besinnung auf unsere geistlichen Wurzeln", sagte der Bischof. Jeder einzelne brauche für sich persönlich diese Rückbesinnung. Sie solle weder Rückschau noch Nostalgie sein sondern aktive Zukunftskraft.

Bischof Hanke berichtete auch von seinem Besuch in der indischen Diözese Poona, zu dem das Bistum Eichstätt seit 60 Jahren eine Partnerschaft pflegt. Dieses Engagement habe Früchte getragen, wie etwa in Schulen, in Projekten für Straßenkinder oder in einem Heim für Kranke und Sterbende, sagte der Bischof.

Um das Thema Flüchtlinge ging es auch in der Ansprache von Christian Gärtner, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken. "Wir leben einer Zeit des Umbruchs", sagte er. Es komme darauf an, dass Staat, Gesellschaft, Politik und Kirche den Wandel aktiv gestalteten. Gärtner erinnerte daran, dass Christen mit dem Evangelium einen Kompass hätten, der ihnen die Richtung anzeige.

Der Diözesanratsvorsitzende sprach sich gegen Strategien der Abschottung aus und kritisierte, dass sich die hohen Flüchtlingszahlen schon über Jahre hinweg abgezeichnet hätten. In Deutschland hätten zu viele Menschen "mit der Illusion gelebt, wir könnten in einem reichen, sicheren und friedlichen Kerneuropa wie in einem Paradiesgarten inmitten einer Welt der Kriege und der Armut leben, ohne die Not und das Elend dieser Welt wirklich an uns heranlassen zu müssen." Gärtner sprach sich unter anderem für ein umfassendes Einwanderungsgesetz, für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung, für die Befriedung von Konflikten sowie für Menschenrechte in den Herkunftsländern aus.

Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern Albert Schmid, der in diesem Jahr auf dem Neujahrsempfang zu Gast war, legte in seinem Grußwort einen der Schwerpunkte auf die Fluchtwege. Sie seien das eigentlich Lebensgefährliche. "Wir brauchen eine Konzeption, die die Sicherheit des Weges garantiert", forderte Schmid und stellte außerdem fest: "Wir leben in einer multireligiös gestalteten Welt." Daher brauche es eine neue christliche Dynamik der Zivilcourage.

Vor dem Neujahrsempfang in der Eichstätter Residenz hatten Bischof Hanke, der Regionalbischof im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Nürnberg, Stefan Ark Nitsche, die Vertreterin der Mennonitengemeinde Ingolstadt, Anja Landes-Schell, und der evangelisch-methodistische Superintendent für den Distrikt Nürnberg, Markus Jung, einen ökumenischen Gottesdienst im Dom gefeiert. Damit eröffneten sie auch die Gebetswoche für die Einheit der Christen im Bistum Eichstätt.

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