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27.09.2008

Orte der Familienfreundlichkeit schaffen - Bischof Hanke kritisiert Familienpolitik, die den „Bauplan der Gesellschaft“ ignoriert

Beilngries. (pde) – Eine Politik, „die nicht mehr weiß woraus die Gesellschaft erwächst“ und deshalb Ehe und Familie zunehmend stiefmütterlich behandle, hat Bischof Gregor Maria Hanke kritisiert. Die Familie sei die Keimzelle für Solidarität, gegenseitige Annahme und Liebe: „Was dort eingeübt wird trägt später zur Gestaltung der Gesellschaft und Welt bei“, sagte der Bischof bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Eichstätt. Doch Ehe und Familie seien durch fortschreitenden Werteverlust und durch die konkreten sozialpolitischen Rahmenbedingungen in Gefahr.

In seiner Predigt zu Beginn der Konferenz in Schloss Hirschberg bedauerte der Bischof von Eichstätt, dass in der Gesetzgebung Ehe und Familie mit Formen gleichgeschlechtlichen Zusammenlebens gleichgesetzt werden. Wenn die Kirche gegen solche Tendenzen protestiere, „dann nicht um Menschen zu diskriminieren, sondern um den Bauplan der Gesellschaft und eines ihrer tragenden Elemente zu wahren, so wie es die von Gott kommende Schöpfungsordnung mit der Heiligkeit der Liebe zwischen Mann und Frau vorsieht“.

Die Mitglieder des Diözesanrats bat der Eichstätter Bischof, das aktive Gespräch mit den Politikern und Verantwortlichen in der Gesellschaft zu suchen und sich so für gerechte sozialpolitische Rahmenbedingungen einzusetzen. Für Christen sei dieses Engagement ein besonderer Auftrag, weil ja auch Jesus Christus sich in die Rahmenbedingungen einer menschlichen Familie, einer armen Handwerkerfamilie begeben habe.

Zugleich forderte Bischof Hanke die Gläubigen auf, dazu beizutragen, dass sich in den Pfarrgemeinden ein Bewusstsein für die Nöte und Bedürfnisse der Familien entwickle. „Im Gegensatz zu Erfahrungen struktureller Rücksichtslosigkeit in der Gesellschaft sollten unsere Gemeinden sich bemühen, Orte struktureller Familienfreundlichkeit zu sein“. Besondere Aufmerksamkeit sollten alle Familien erwarten dürfen, die großen sozialen Belastungen ausgesetzt sind, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, die am Rande des Existenzminimums leben, die fremd sind in diesem Land. Die Pfarrgemeinden müssten offen sein für Familien mit Kindern, die zum Gottesdienst kommen „und hoffentlich nicht als Störung empfunden werden“. Aber auch Familien, „die den kirchlichen Erwartungen nicht voll entsprechen, gehören zur Gemeinde und dürfen Offenheit und Entgegenkommen erfahren“, betonte Bischof Hanke. Er wünsche sich Pfarrgemeinden als Orte, in denen Familien Heimat haben, als lebendige Glaubensgemeinschaften, in denen Familien Orientierung finden, und als „Netze, die in schweren Situationen tragen und halten“.