„Wir stehen fest an der Seite der Ukraine“: 100. Friedensgebet in Eichstätt
Eichstätt – Rund 100 Menschen haben sich am Mittwoch, 23. Oktober, zum 100. Friedensgebet für die Ukraine auf dem Eichstätter Residenzplatz versammelt. Redner war diesmal Reinhard Brandl, CSU-Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Ingolstadt und Mitglied des Diözesanrats im Bistum Eichstätt. Er dankte den Betenden verschiedener Konfessionen für ihren unermüdlichen Einsatz für den Frieden. „Sie setzen damit ein wunderbares Zeichen der Solidarität. Sie zeigen, dass wir die Menschen in der Ukraine, dass wir den Krieg nicht vergessen, auch wenn er nicht mehr tagtäglich auf Seite eins der Medien steht“, sagte Brandl.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete ist auch Mitglied im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages. Er beklagte, dass bei diesem Krieg mit Vehemenz versucht würde die Verantwortlichkeiten zu verwischen. „Der Raum, den die offiziellen Medien lassen, wird von den sozialen Medien eingenommen. Diese sozialen Medien bedienen sich der Narrative und Fake News, um ihre vermeintliche Sicht der Dinge zu verbreiten“, so Brandl. „Es gibt aber in diesem Krieg keine Graustufen. Es gibt Schwarz und Weiß. Wir stehen fest auf und an der Seite der Ukraine.“
Brandl zitierte Papst Johannes XXIII., der in seiner Enzyklika „Pacem in Terris“ von 1963 darauf hinwies, dass das Selbstbestimmungsrecht der Völker eine absolut unverzichtbare Bedingung für den Frieden auf Erden sei. Im Kontext des Krieges in der Ukraine könne die Position der Christinnen und Christen daher nicht zweideutig sein. „Es gibt einen Angreifer, die russische Regierung, und einen Angegriffenen, die Ukraine. Das russische Regime ist verantwortlich für hunderttausende Tote in der Ukraine. Es war nicht die Ukraine, die beschloss, ihren Nachbarn anzugreifen, sondern Wladimir Putin und sein System. Es ist nicht die Ukraine, die das Selbstbestimmungsrecht der Völker verletzt, sondern Wladimir Putin und sein System. Es ist nicht die Ukraine, die für Kriegsverbrechen und Massaker an Zivilisten verantwortlich ist, sondern Wladimir Putin und sein System“, stellte Brandl klar.
Aus christlicher Sicht sei dieser Krieg umso schrecklicher, „weil er Christen gegen Christen aufbringt. Er lässt Brüder und Schwestern gegeneinander kämpfen und spaltet unsere Kirchen noch mehr“, bedauerte Brandl. Um Friedensstifter zu sein, müssten die Christinnen und Christen weltweit zeigen, dass sie vereint sind: „Gemeinsam müssen wir die Aggression des russischen Regimes gegen die Ukraine verurteilen.“
Die deutsche Bevölkerung bewundere „den Mut, die Entschlossenheit und den unbezwingbaren Willen“, mit denen sich Millionen von Ukrainerinnen und Ukrainer jeden Tag den russischen Angreifern entgegen stellten. „Wir stehen solidarisch an ihrer Seite. Wir helfen ihnen, sich zu verteidigen. Wir nehmen Anteil an ihrem Leid. Auch wir trauern um ihre Toten. Wir beten für sie“, so Brandl. „Deutschland ist nicht im Krieg, aber dieser Krieg geht uns an“, betonte der Bundestagsabgeordnete. „Es steht außer Frage, dass wir finanzielle und wirtschaftliche Hilfe leisten für das überfallene Land.“ Brandl danke allen Menschen, die sich für die Opfer des Krieges einsetzen, zum Beispiel Flüchtlinge aus der Ukraine unterstützen oder den Partnergemeinden in der Ukraine helfen. Die Hilfsbereitschaft in Deutschland sei ungebrochen groß. „Nichtsdestotrotz müssen wir es auch schaffen, vor allem Menschen, die für längere Zeit in unserem Land sind, ein eigenständiges Leben zu ermöglichen“, so Brandl.
Zum Abschluss seiner Rede rief Brandl dazu auf, weiterhin für den Frieden zu beten und sich für die Menschen einzusetzen, die täglich unter den Schrecken des Krieges leiden: „Krieg ist immer eine Niederlage für die Menschheit. Darum lasst uns beten für alle, die von Krieg und Leid betroffen sind.“
Angesprochen auf die Perspektive für Frieden zwischen Russland und der Ukraine, sagte Brandl nach dem Friedensgebet: „Das Bittere an dem Krieg ist, dass wir nur in einer Zuschauerrolle sind. Frieden entscheidet vor allem Wladimir Putin. Wenn er bereit wäre, seine Aggression zu beenden, dann wäre am nächsten Tag Frieden in der Ukraine. Das dürfen wir nicht vergessen. Im Moment ist leider die Situation so, dass gerade Putin auch denkt, dass er auf dem Schlachtfeld mehr erreichen kann als am Verhandlungstisch.“ Die Geschichte lehre aber, dass die wenigsten Kriege auf dem Schlachtfeld entschieden würden, sondern die meisten am Verhandlungstisch. „Ich hoffe, dass sich ein Momentum ergibt zu einem Zeitpunkt, den ich im Moment nicht abschätzen kann, dass sich Ukrainer und Russen auf Augenhöhe auf einen Frieden verständigen können. Und auf Augenhöhe, meine ich, dass ich den Ukrainern nicht wünsche, dass es ein erzwungener Frieden auf ihrer Seite ist.“
Zum ökumenischen Friedensgebet in Eichstätt rufen seit Kriegsbeginn immer mittwochs die Eichstätter Dompfarrei, die evangelische Erlösergemeinde, das Collegium Orientale und das Referat Weltkirche der Diözese Eichstätt auf. Von Woche zu Woche wechseln die Rednerinnen und Redner ab, die bei der Andacht einen kurzen inhaltlichen Impuls sprechen.