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22.09.2024

Mehr Laien-Beteiligung und klarer Standpunkt für Demokratie: Herbstvollversammlung des Diözesanrats

Hirschberg. (pde) – Der Eichstätter Diözesanrat hat bei seiner zweitägigen Herbstvollversammlung einstimmig einem bis 2026 umzusetzenden Fahrplan zugestimmt, der eine breitere Beteiligung von Laien an Entscheidungen der Bistumsleitung ermöglichen soll.  In Zusammenarbeit mit anderen diözesanen Gremien soll ein „Eichstätter Partizipationsmodell“ erarbeitet werden. Eine breite Mehrheit der knapp 40 Delegierten des höchsten Laiengremiums stimmte außerdem dafür, sich rechtzeitig vor den Pfarrgemeinderatswahlen in zwei Jahren Gedanken über eine Satzungsänderung zu machen, die schwarz auf weiß klarstellt: Zugehörigkeit zu Organisationen oder Parteien mit völkisch-nationalistischem, rassistischen, antisemitischen, antidemokratischen Positionen und Mitarbeit in einem kirchlichen Gremium schließen sich aus.

Bereits zum Auftakt des zweitägigen Treffens im Bistumshaus Schloss Hirschberg hatte Bischof Gregor Maria Hanke deutlich gemacht, dass er in Sachen Laien-Mitbestimmung keinerlei Berührungsängste habe, sondern schon seit Jahren dafür plädiere, auf die Zukunft hin neue Formen der Partizipation zu finden. Für den Eichstätter Diözesanrat war nicht zuletzt der vor rund zwei Jahren veröffentlichte Zukunftsplan des Bistums mit weitreichenden Sparmaßnahmen ein Anlass gewesen, mehr Mitentscheidungsmöglichkeiten einzufordern. Vor dem Hintergrund dramatisch zurückgehender Ressourcen würden die Fragen: „Wo setzen wir Prioritäten? Wo müssen wir einsparen? Wie setzen wir das Geld in sinnvoller Weise ein?“ immer wichtiger, argumentierte Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner. „Wir wollen mehr Verantwortung haben, uns aber auch mehr in Verantwortung nehmen lassen.“ Der Diözesanrat sucht dabei den Schulterschluss mit weiteren kirchlichen Gremien und führt bereits Gespräche, die zur Bildung einer Arbeitsgruppe führen sollen, in der auch Mitglieder von Diözesansteuerausschuss, Priesterrat und Domkapitel sowie Vertreterinnen und Vertreter des Bischöflichen Ordinariats mitwirken. Am Ende soll ein Beteiligungsmodell stehen, das rechtlich fundiert und praktikabel ist.

Ein „Eichstätter Alleingang“ solle es aber nicht sein, wünschte sich der Bischof auf dem Hirschberg. Der Vorstand des Diözesanrats hat bereits Gespräche mit Vorstandskolleginnen und -kollegen in ganz Bayern geführt. Als Orientierung dient das seit Jahren etablierte „Rottenburger Modell“, zu dem der Diözesanrat zeitnah einen Studientag anbieten möchte.

Im Studienteil der Herbstvollversammlung ging es diesmal, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Landtagswahl in drei ostdeutschen Bundesländern, um das Thema „Christen für Demokratie und Menschenwürde“. Diözesanrat Florian Siegmund fasste zunächst die Erklärung der Deutschen Bischöfe von Februar diesen Jahres, „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“, zusammen. Ein Fazit daraus laute: Im konkreten Fall stets das Gespräch suchen und herausfinden, wo die betreffende Person steht. Vertritt sie offensiv und aktiv demokratiefeindliche Thesen? Kandidiert sie für Ämter? Äußert sie rassistische Parolen auf Social Media?

„Dünnes Eis“ könne dies manchmal sein, meinten einige Diözesanratsmitglieder in der Aussprache. Was ist, wenn eine Partei in einem Bundesland als gesichert rechtsextrem, in einem anderen nur als Verdachtsfall eingestuft ist? Wer entscheidet letztlich über den Ausschluss aus einem Pfarrgemeinderat? Ist dies Aufgabe der seit langem bestehenden diözesanen Schiedsstelle?  Als Grund für den Ausschluss nennt die Satzung bislang ganz allgemein „schwerwiegende Gründe“. Alle, die sich näher für das Thema interessieren, wies der Geschäftsführer des Diözesanrats, Richard Ulrich, auf das „Kompetenzzentrum Demokratie und Menschenwürde der Katholischen Kirche Bayern“ (www.kdm-bayern.de) hin. Es stellt sein Bildungs-, Vernetzungs- und Beratungsangebot kirchlichen Gremien, Verbänden und Einrichtungen zur Verfügung.

Beim Tagesordnungspunkt „Stand der AG Digitalisierung“ gab Diözesanrat Roland Schwab bekannt, dass das Gremium in der von ihm angestoßenen Arbeitsgruppe nach Gesprächen mit der Bistumsleitung kürzertrete. „Wir werden inhaltlich noch mitgestalten, aber die Regie wird das Ordinariat alleine führen.“ Auf einen Erfolg mit Wermutstropfen kam Ulrich zu sprechen: In der Frühjahrsvollversammlung hatte der Diözesanrat einen Antrag von Kolping auf bessere Bezuschussung von Familienmaßnahmen verabschiedet. Zwischenzeitlich sei zwar die Summe im Haushalt von 15.000 auf 25.000 Euro erhöht worden, dafür aber die Gewährung der vollen Zuschusssumme für Kinder an die Bedingung geknüpft worden, dass die Maßnahme in den diözesanen Häusern Hirschberg, Pfünz oder Habsberg stattfindet. Zudem soll die Bezuschussung erst jeweils Ende des Jahres erfolgen, was, so die Klage mehrerer Räte, für Planungsunsicherheit vor Ort sorge und „ein schlechtes Signal“ für die Pastoral sei. Argumente, die der an beiden Tagen anwesende Generalvikar Michael Alberter nachvollziehen konnte.